Fünf Fragen an…
Monika Bormeth
Monika Bormeth, Jahrgang 1988, ist in Osterhofen aufgewachsen und hat bereits in der Grundschule erste Geschichten geschrieben. Seit dem Studium der Sprach- und Textwissenschaften in Passau arbeitet sie hauptberuflich als Redakteurin. Sie lebt in einer niederbayerischen Stadt an der Isar. In der Freizeit verfolgt sie Schreib- und Theaterprojekte und sucht Entspannung bei Aufenthalten in Rom und Venedig.
Frage 1:
Lebensläufe. Warum faszinieren uns die Geschichten anderer Menschen?
Monika Bormeth:
Die Geschichten anderer Menschen faszinieren uns deshalb, weil sie Inspiration bieten können: Wie ist es einem anderen Menschen gelungen, schwierige Situationen zu meistern? Wie hat er es geschafft, seine Träume zu leben? Erfolgsgeschichten zu lesen, macht uns den Mut, eigenen Wünschen zu folgen, weil beim Lesen die freudige Gewissheit über uns kommt: Wenn es anderen Menschen gelingt, aus Träumen Realität werden zu lassen, dann kann ich das auch. Eine ähnliche Wirkung hat die Dramatik mancher Schicksalsschläge: Derlei Geschichten zeigen uns, dass jedes Leben auch Rückschläge kennt und niemals nur rosarot ist. Nicht nur man selbst muss Niederlagen verkraften, auch anderen ist es schon so ergangen. Eine beruhigende Erkenntnis, oder nicht?
Frage 2:
Was macht einen Lebenslauf interessant? Und weiß man sofort, das ist eine besondere Lebensgeschichte?
Monika Bormeth:
Im Grunde ist tatsächlich jede Lebensgeschichte besonders, weil jeder Mensch einzigartig ist. Am spannendsten finde ich Lebensläufe mit Brüchen, Höhen und Tiefen. Jeder erfolgreiche Mensch stand niemals von Anfang an und beständig immer nur auf dem Gipfel – er weiß auch, was es bedeutet, Täler zu durchschreiten. Menschen, die mutig genug sind, auch diese Seite von sich zu offenbaren, haben für mich die interessantesten Lebensläufe. Es braucht in der Regel nicht lange, zu merken, wie viel ein Mensch wirklich von sich offenbaren möchte.
Frage 3:
Begegnet man den Gesprächspartnern zufällig oder sucht man sie aus?
Monika Bormeth:
Die Gesprächspartner für das Buch habe ich ausgewählt. Den wichtigsten Gesprächspartnern im Leben kann man scheinbar auch zufällig begegnen. Wobei ich davon überzeugt bin, dass es keine Zufälle gibt, sondern jede Begegnung auch einen Sinn hat. Jeder Mensch bringt einen weiter – egal ob er eine Bereicherung oder eine Prüfung darstellt.
Frage 4:
Vertrauen ist wichtige Grundlage für ein gutes Gespräch. Wie lässt sich das vermitteln und aufbauen?
Monika Bormeth:
Durch eine möglichst ruhige, ungestörte und entspannte Gesprächssituation und natürlich durch passende Ergebnisse. Die Chemie zwischen dem Schreibenden und dem zu Beschreibenden muss stimmen. Das fertige Produkt, also der Text, muss auch dem entsprechen, was vereinbart war. Absolut tödlich: Dinge schreiben, von denen vereinbart war, dass sie ungeschrieben bleiben.
Frage 5:
Neugierde ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Beruf des Journalisten. Wie stellt man sicher, dass sie den Respekt vor Menschen und Situationen nicht verletzt?
Monika Bormeth:
Neugierde ist in erster Linie etwas Positives, solange man Einfühlungsvermögen hat und seinem Gegenüber das Gefühl vermittelt, dass jede Frage nur ein Angebot ist. Ich bin weder böse noch enttäuscht, wenn ich keine Antwort bekomme. Die Erwartungshaltung, dass einem jede Information schon von Berufs wegen zustünde, ist meines Erachtens die schlimmste, die ein Journalist haben kann.