Fünf Fragen an…
Bastian Kalous
Bastian Kalous ist Krankenpfleger in der Notaufnahme im Krankenhaus Freyung, Fotokünstler und Waidler aus Leidenschaft. In der Natur des Bayerischen Waldes und des Nationalparks Bayerischer Wald findet er Ausgleich zum Beruf. Er wandert. Er läuft. Er radelt. Und immer findet er Motive. Mit alten, abgelaufenen Polaroidfilmen und analogen Fotos zeigt er seine sensible Beziehung zur Natur. Der Mensch als kleines Element zwischen Fels, Wald und Wasser kehrt in seinen Bildern immer wieder – mit dem Selbstauslöser festgehalten. Natur fühlen – das ist mit der außergewöhnlichen und feinfühligen Bildsprache von Bastian Kalous möglich. Und das ist ganz in seinem Sinn.
Frage 1:
Die Natur als Ausgleich zur Arbeit im Krankenhaus. Warum hilft das?
Bastian Kalous:
Die Natur ist für mich mehr als „nur“ ein Ausgleich zur Arbeit im Krankenhaus. Sie bringt mich allgemein zur Ruhe. Ich liebe stundenlange Anstrengungen in unserer wilden Natur. Auch wenn ich im Anschluss körperlich total erschöpft bin, fühle ich mich voller Energie. Meine Seele fühlt sich beschwingt durch die Stunden, die ich in der einfachsten Form des Seins verbringe. Zum Wandern und Laufen braucht es nicht mehr als Schuhe (und für manche Menschen braucht es nicht mal diese) und zum Radfahren lediglich ein Fahrrad (und es ist egal wie teuer oder billig dieses ist, Hauptsache es fährt). Mehr braucht es nicht.
Im Bezug auf die Arbeit, es klingelt kein Telefon, schon allein deswegen, weil oft kein Handyempfang ist. Es ruft keiner, er brauche dies und jenes. Ich bin nicht umringt von mehreren Menschen. Ich bin einfach nur ich. Und dies gibt mir das Gefühl von Freiheit. Und dieses Gefühl ist unbezahlbar.
Frage 2:
Findet das Motiv den Fotografen oder findet der Fotograf das Motiv?
Bastian Kalous:
Es ist wohl oft so und so. Großteils lasse ich mich überraschen, was mich so erwartet. Natürlich kenne ich den Nationalpark mittlerweile ziemlich gut und ich weiß was mich so in etwa erwarten wird. Aber eine Garantie dafür gibt es schließlich nie.
Ebenso gehe ich aber auch mit gewissen Vorstellungen raus und erhoffe mir dann das geplante Ergebnis zu erhalten.
Es kommt wie es kommen muss ;-)
Frage 3:
Bastian Kalous als kleiner Mensch in der großen Landschaft mit Selbstauslöser festgehalten. Was ist die Botschaft?
Bastian Kalous:
Ob da eine große Botschaft dahinter steht oder nicht, kann ich gar nicht so genau sagen. Für manche mag es wohl der Fall sein, weil eben diese Frage öfters fällt. Es begann eigentlich alles damit, dass ich großteils immer allein unterwegs bin und somit kein Model zu Verfügung steht. Auch zeigt es unsere Natur schon in ihrer wahren Größe.
Dadurch, dass diese Frage öfters fällt, kommt es mir schon so vor, dass der eine oder andere einen etwas anderen Blick auf unsere Natur erhält. Wenn solche Veränderungen der Sicht dann aufgrund meiner Bilder geschehen, finde ich das ganz gut.
Es wird Zeit, dass wir alle die Natur aus einem anderen Blickwinkel sehen. Es wird Zeit, dass wir vermehrt versuchen sie zu schützen.
Frage 4:
Mit einer großen, alten Polaroidkamera hat alles angefangen. Die Filme sind immer schwieriger zu bekommen. In welche Richtung geht der fotografische Weg?
Bastian Kalous:
Die Polaroidfotografie hat stattgefunden in einem Teil von meinem Leben wo sich so eine gewisse Wende anbahnte und auch noch bis heute standhielt. Man könnte fast sagen sie half mir meine Liebe zu meiner Heimat, zum Nationalpark, zu finden. Ich setzte mich mit der Umgebung und der mich umgebenden Natur auseinander. Ich erforschte Tag ein, Tag aus mit meiner 20 kg schweren Kameraausrüstung jegliches Eck des Parks und auch noch mehr. Es war fantastisch!
Die Filme wurden rarer, teurer und immer unbeständiger, sprich sie waren Großteils schon ausgetrocknet. Es war fast das Ende für mich und die Fotografie.
Bis ich den Blick auf die 35 mm und 120 mm Filme verlagerte. Ich fand mehr und mehr Freude daran diese Filme zu benutzen und auch zu Hause selber zu entwickeln. Ebenso ist es für mich auch viel leichter mein neues Hobby das Laufen und Radfahren mit der Fotografie zu verbinden. Auf diese Art und Weise ist es mir möglich neue, unbekannte Szenerien und Strecken auf Film festzuhalten. Ich hoffe, dass ich diese sportliche Lebensweise noch ein Weilchen fortführen kann. Es macht mir unglaublich viel Spaß.
Was danach kommt, kann ich noch nicht sagen.
Frage 5:
20 Stunden von einem Ende des Nationalparks zum anderen Ende wandern. Die Strecke mittlerweile auch in etwas mehr als 7 Stunden laufen. Ist das etwas, das andere Menschen nachmachen sollen?
Bastian Kalous:
Es gibt sicherlich Leute auf dieser Welt und auch in unseren Breitengraden, welchen ich diese Strecke sehr ans Herz legen möchte. Es ist landschaftlich ein Traum. Auch von den Ansprüchen her ist es eine fantastische Tour.
Ob es jeder machen sollte? Ich würde davon abraten. Es passieren bis jetzt schon einige Unfälle, welche verhindert werden könnten, wenn sich die Wanderer über ihre Fähigkeiten bewusst gewesen wären.
Also NEIN diese Strecke würde ich nicht an alle weiterempfehlen.
Aber deswegen gibt es in dem Buch ja auch andere Touren, welche für das breitere Publikum wohl eher interessant wären ;-)