Fünf Fragen an:
Gerhard Ruhland
1952 in Geiselhöring geboren, studierte an der Universität Regensburg Deutsch, Sozialkunde und Geschichte. Bis 2015 unterrichtete er diese Fächer am Gymnasium Freyung, wo er auch als Beratungslehrer tätig war. Sechs Jahre lang arbeitete er als Autor beim Cornelsen-Verlag und er wirkte bei dem Buch „Freyung – Porträt einer kleinen Stadt am großen Wald“ mit. Seit 1990 ist er einer der Leiter der „Literarischen Runde“ in Freyung. Seit 2012 schreibt er Bücher für die edition Lichtland. Bisher erschienen: „Die Buchberger Leite“, „Ein Herz und viele Seelen. 1250 Jahre Klosterleben in Metten“, „Das Schramlhaus in Freyung“ (zusammen mit Max Raab), Mitarbeit an dem Buch „Die Ilztalbahn. Mobilität in die Zukunft.“ und “Biergeschichte(n) aus Freyung”
Frage 1:
Deutsch, Sozialkunde und Geschichte als Unterrichtsfächer am Gymnasium Freyung bis 2015 und seit 1990 “Leiter der Literarischen Runde“ in Freyung: Sind eine gute Sprache und der Blick zurück in die Geschichte der Lebensinhalt des nunmehrigen Autors Gerhard Ruhland?
Gerhard Ruhland:
Schon als Schüler las ich sehr gerne und intensiv und Geschichte sowie Politik interessierten mich ebenfalls bereits frühzeitig. Darum studierte ich diese Bereiche und machte sie zu meinem Beruf. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Das Unterrichten in den angesprochenen Fächern machte mir immer Spaß und gab mir sehr viel. Im Ruhestand habe ich ja nun keinen direkten Kontakt zu Schülern mehr, aber die deutsche Sprache, Geschichte und Politik liegen mir nach wie vor sehr am Herzen. Als Autor und Leiter der Literarischen Runde sowie als Referent und eifriger “Vorleser” habe ich ja beste Möglichkeiten, um Sprache und Geschichte auch weiterhin zu vermitteln. Jetzt aber eben auf einem anderen Weg als während meiner Tätigkeit als Lehrer. Damit sind Sprache und Geschichte für mich auch weiterhin ein wichtiger Lebensinhalt.
Frage 2:
Viele Menschen finden den Blick zurück in die Geschichte langweilig. Sie offenbar gar nicht. Ist das eine Frage der Annäherung ans Thema?
Gerhard Ruhland:
Geschichte ist alles andere als langweilig. Im Gegenteil, sie ist ungeheuer spannend. Aber genau dieses Spannende muss man auch spüren und erfahren können. Geschichte sollte lebendig wirken. Darum versuche ich, Geschichte möglichst anschaulich zu schildern, abgehobene und trockene Abhandlungen will ich tunlichst zu vermeiden. Ich scheue nicht davor zurück, farbige “Geschichten aus der Geschichte” zu erzählen. Diese sind häufig besser dazu geeignet, sich dem Thema Geschichte anzunähern, als hochwissenschaftliche geschichtliche Abhandlungen. Natürlich muss alles wissenschaftlich Hand und Fuß haben, was man schreibt. Aber langatmig und ermüdend braucht es deshalb nicht zu sein.
Frage 3:
Sie haben schon bei dem Buch „ Freyung – Portrait einer kleinen Stadt“ mitgewirkt, den Text für das vergriffene Buch über „Die Buchberger Leite“ geschrieben, sind Co-Autor des Buches „ Das Schramlhaus in Freyung“ und haben jetzt die „BIERGESCHICHTE(N) aus Freyung“ geschrieben. Viele können sich gar nicht vorstellen, dass eine Stadt so viele Bücher und Themen hervorbringt. Wo findet man die Informationen?
Gerhard Ruhland:
Es gäbe noch viel mehr lokal- und regionalgeschichtliche Themen, über die man schreiben könnte. Da schlummert noch einiges im Verborgenen! Auch in Freyung und Umgebung. Wenn man sich einmal intensiver in ein Thema einarbeitet, findet man häufig auch entsprechendes Quellenmaterial. Das reicht von historischen Fotos über alte Zeitungen bis hin zu musealen Gegenständen und archäologischen Artefakten. Selbstverständlich sind auch die Aussagen von Zeitzeugen wichtig und die verschiedenen Archive bergen wertvolles Material. Mir ist zudem der persönliche Kontakt zu anderen Geschichtsinteressierten wichtig. Diese haben mich schon häufig mit interessanten historischen Informationen versorgt.
Frage 4:
Viele Lehrer haben einen Pensionsschock. Bewahrt aktives Schreiben davor?
Gerhard Ruhland:
Ich leide keinesfalls unter einem “Pensionsschock”. Im Gegenteil, der Ruhestand hat sich bei mir zu einem ausgeprägten “Unruhestand” entwickelt. Recherchieren und aktiv schreiben halten einen auf Trab. Das ist Training für das Gehirn. Die Herausforderung, ein Buch zu schreiben, verhindert eine “Ruhestandslethargie”.
Frage 5:
Altes Wissen finden und aufschreiben – ist das Nachhaltigkeit im besten Sinne und kann man daraus sogar für die Zukunft lernen?
Gerhard Ruhland:
Das ist zweifelsohne Nachhaltigkeit im besten Sinn! Und bei dem Versuch, die Zukunft zu gestalten, hilft es sicher sehr, sich mit der Vergangenheit auseinandergesetzt und diese verstanden zu haben. Freilich wird man aus der Beschäftigung mit der Geschichte keine Patentrezepte ableiten können, aber sie schärft den Blick und das Urteilsvermögen. Aus meiner Sicht würde “Geschichtslosigkeit” eine Gefahr für die Zukunft bedeuten.