Fünf Fragen an…
Hanns Gruber
Wenn man im Landkreis Freyung-Grafenau vom „Gruber Hanns“ redet, weiß (fast) jeder, wer gemeint ist. Und auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus ist der Name vielen Menschen ein Begriff. 42 Jahre lang war Hanns Gruber Kreisheimatpfleger. 2013 hat er sich aus diesem Amt verabschiedet. Ganz genau am 9. Dezember 2013, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse am Band der Bundesrepublik Deutschland. „Ohne Hanns Gruber gäbe es kein Freilichtmuseum Finsterau, kein Freyunger Schramlhaus und kein Wolfsteiner Heimatmuseum – und so manch Baudenkmal in der Region würde nicht mehr stehen“, schrieb die Passauer Neue Presse zu seinem Abschied.
Frage 1:
Muß man selber kochen können, um eine Leidenschaft für alte Kochbücher zu entwickeln?
Hanns Gruber:
Nein! Die Intuition zum Sammeln alter Kochbücher und alter, gedruckter Bücher kam von der Liebe zur Geschichte und zur Heimatpflege. Mich haben die Rezepte schon interessiert. Aber weit interessanter waren die Zutaten, die Maße und die „Nomenklatur“. Das zweite waren die andere Ausdrucksweise, zum Teil auch die Anordnung, das Tabellarische und das andere „Material“.
Frage 2:
Wie schwierig war es die alte Schrift lesen zu lernen?
Hanns Gruber:
Das erste Kochbuch, das ich zu transkribieren versuchte, war das von Theres Seyerer aus Jandelsbrunn. Das ging ganz gut, weil es immer das selbe Schriftbild war. Das von meiner Mutter ging ebenso gut. Erst als ich ganz verschiedene Kochbücher zu transkribieren versuchte, wurde mir klar, dass ich die „Deutsche Schrift“ – das „Sütterlin“ – noch einmal gesamtheitlich musste. Jede Buchstabenverbindung hatte ein anderes Schriftbild ergeben. Also buchte ich bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Freyung einen Grundkurs und lernte das Lesen.
Frage 3:
Die „gute alte Zeit“ war nicht immer besser. War sie schöner?
Hanns Gruber:
Wir „Heutigen“ beurteilen die „gute alte Zeit“ subjektiv. Wer sie wie ich noch erlebt hat, kann sie nicht immer als gut bezeichnen. Viele Menschen können heute unser Leben, unsere Gebräuche, unser Tun gar nicht objektiv einordnen. Wer die Kleinigkeiten damals nicht selbst erlebt hat, kann das nicht nachvollziehen und vom Heute aufs Vorgestern umschalten. Zum Beispiel ging ich in die erste Klasse noch mit Holzschuhen in die Schule. Für mich war meine Kindheit und zum Teil auch die Jugend in der Reminiszenz eine schöne Zeit, die auch hart sein konnte. Hart, weil wir es so hinnehmen mussten und nicht anders kannten. Was hätte ich tun können, als mein Vater nach dem Krieg ohne Arbeit war.
Frage 4:
Ecken und Kanten im Leben eines jungen Menschen – wie das vorzeitige Ende der Schullaufbahn am Gymnasium oder der Umzug vom Hof in die Stadt Freyung – was bewirken die?
Hanns Gruber:
Es half nichts. Ich musste die Dinge nehmen wie sie kamen.
Frage 5:
Was lernen wir aus den Erinnerungen an Landwirtschaft und Lebensmittel von früher für die Zukunft?
Hanns Gruber:
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Die Veganer sind genauso extrem in ihren Ansichten und ihrem Tun wie oft auch die Landwirte in der Landwirtschaft.